Sm@art Bavaria

1. Sm@rte Kommunen

Die Digitalisierung ist die tiefgreifendste Veränderung unseres Lebens seit dem Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Wir wollen es den Menschen in unserem Land ermöglichen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und mit den Herausforderungen der Digitalisierung umzugehen. Aus einer Politik, die dies nicht berücksichtigt, werden Probleme resultieren, die zu allererst auf die örtlichen Gemeinwesen und damit auf die Kommunen zukommen. Kommunen müssen  bei der Digitalisierung werden und dabei den Bürger in den Mittelpunkt ihrer Anstrengungen stellen.

Wir setzen uns dafür ein, dass alle Angelegenheiten zwischen Bürger und Rathaus digital und unabhängig von Raum und Zeit erledigt werden können und dass die Kommunen unter Berücksichtigung des Datenschutzes die E-Akte einführen. Das Bürgeramt ist das zentrale Dienstleistungscenter für den Bürger. Dies soll man zukünftig auch an der Gestaltung und dem Angebot spüren. In diesem Zuge sehen wir die Entwicklung einer Bürger-App, in der zentrale Dienstleistungen der Städte und Gemeinden gebündelt angeboten werden, als geeignetes Mittel an. Trotzdem soll der Bürger die Möglichkeit behalten, seine Angelegenheiten auch im persönlichen Gespräch vorzutragen und zu erledigen. Wir wollen, dass die Kommunen für die digitale Infrastruktur sorgen, so dass alle Bürger, Einrichtungen und Unternehmen mit schnellem Internet (ab 1.000 Mbit/s) verbunden sind. Wirtschaftlichkeitslücken sind von Bund und Freistaat zu schließen. Kommunen sollen sich mit der regionalen Wirtschaft und Wissenschaft an regionalen Digitalisierungskompetenznetzwerken beteiligen. Darüber hinaus sind attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen für Arbeitsplätze der Technologiebranche sicherzustellen. Für uns Freie Demokraten bietet die Digitalisierung große Chancen: Kommunale Entscheidungsprozesse können auf digitalem Wege noch transparenter werden, etwa indem Bürgerportale systematisch notwendige Formulare bereithalten und bürokratische Abläufe und ihre Notwendigkeit verständlich erklären. Die Behörden sind aufgefordert, ihre Seiten intuitiv bedienbar, barrierefrei und leicht verständlich aufzubauen. Alle Angebote sollten auch in leichter Sprache digital abrufbar sein – für uns ist das eine Selbstverständlichkeit in einem Gemeinwesen, das seinen Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet ist.

 2. Sm@rte Wirtschaftspolitik

 a. Handwerk und Mittelstand stärken auf dem Weg in die Digitalisierung –
 Fokus auf innovative Fertigungstechnologien

 Die circa 600.000 kleinen und mittelgroßen Unternehmen Bayerns, darunter 100.000
 Handwerksbetriebe, müssen durch die flächendeckende Einrichtung einer Vielzahl von
 ortsnahen Experimentallaboren, Gründungseinrichtungen, Schulungsorten und
 Berufsbildungsräumen, welche innovative Fertigung (Industrie 4.0, Additive Fertigung
 wie z.B. 3D-Druck, Robotics etc.) mit Echtanwendungen ermöglichen, unterstützt
 werden. Gleichzeitig müssen alle Einrichtungen/Zentren beruflicher Bildung speziell
 im gewerblich-technischen Bereich mit entsprechender Technologie und qualifizierten
 Lehrkräften ausgestattet werden.

 b. Innovative Modellregionen fördern: Nicht von industriellen
 Monokulturen
 abhängig werden

 Nicht Nordrhein-Westfalen ist Innovations-Maßstab für Bayern, sondern die Schweiz und
 Schweden. Hier ist deutlich Luft nach oben. Etliche Regionen in Bayern weisen zudem
 ein hohes sogenanntes Klumpenrisiko auf, also wirtschaftliche Abhängigkeit von
 Branchen wie zum Beispiel der Automobil-(Zulieferer-)Industrie sowie dem Maschinen-
 und Anlagenbau. In „Digitalen Freiheitszonen“ müssen – sowohl für etablierte
 Unternehmen, innovative Mittelständler wie auch für Start-ups – über
 Experimentierklauseln bau-, energie-, verwaltungs-, steuer- und arbeitsrechtliche
 Freiräume ermöglicht werden. Gleichzeitig sollen privatwirtschaftliche, regionale
 Wagniskapitalarme, gegebenenfalls auch in Public Private Partnership, besonders
 gefördert werden. Die Schaffung von „Bavarian Valleys“ ist damit auch Grundlage
 attraktiver Regionalentwicklung, die Fachkräfte anzieht.

 c. Innovations- und Kooperationsplattformen für Existenzgründer und
 etablierte Firmen – Gegen Gründungsrückgang

 Die Zahl der Unternehmensgründungen in Bayern generell ging von rund 68.000 im Jahr
 2010 auf knapp 40.000 im Jahr 2015 zurück. Der Rückgang der Gründungen in der
 Hochtechnologie von 2.638 im Jahr 2008 auf 1.427 im Jahr 2015 zehrt zudem massiv am
 Technologiestandort Bayern.

  •  Unternehmensgründungen müssen verstärkt auch aus Hochschulen von Studierenden,
     wissenschaftlichen Mitarbeitern und akademischem Lehrpersonal erfolgen.
     Hochschulen sollen Unternehmensgründungen als Praxis- und Freisemester
     anerkennen. Für das akademische Lehrpersonal können zum Beispiel
     Unternehmensgründungen wie Forschungssemester behandelt werden.
  •  Unternehmensgründungen sollte in den ersten drei Jahren ihres Bestehens
     steuerlich nur tatsächlich zugeflossenes Geld entzogen werden. Hierzu zählt zum
     Beispiel die unkomplizierte Möglichkeit der Ist-Besteuerung bei der
     Umsatzsteuer.
  •  Die vorhandenen Gründerzentren sollten zu HighTech-/Digitalisierungszentren
     weiterentwickelt werden, die nicht nur Gründern Hilfe bieten, sondern auch
     etablierten Unternehmen und darüber hinaus die Vernetzung und Kooperation
     zwischen Mittelständlern und Start-upsfestigen. Außerdem sollen sich mehr
     Kommunen als Standorte für einen solchen Campus bewerben können.
  •  Ein Bundesland wie Bayern darf nicht nur Technologiestandort sein, sondern muss
     auch Existenzgründungen und damit Unternehmertum allgemein fördern. In einem
     Maßnahmenprogramm für die Förderung von Unternehmertum in Bayern muss auf jeden
     Fall ein Gründer-BAföG enthalten sein. Es soll ein auf mindestens zwölf Monate
     angelegtes Darlehen für Existenzgründer in BAföG-Höhe geben, welches
     unbürokratisch ausgezahlt wird.
  •  Mit einem „Gründer-Stipendium“ wollen wir 10.000 der erfolgversprechendsten
     Gründerinnen und Gründer in Bayern in der „Pre-Seed“- und „Seed“-Phase mit
     1000 Euro im Monat unterstützen.

 d. Fachkräftemangel

 Die Rekrutierung von kompetentem Technologie-Personal wird mittel- bis langfristig
 die höchste Priorität für alle deutschen und europäischen Unternehmen sein.
 Deutschland ist auf die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland angewiesen. Bei der
 Rekrutierung internationaler Arbeitskräfte stehen Unternehmen jedoch vor großen
 Herausforderungen. Die aktuellen Visaregularien erschweren den Zugang zum deutschen
 Arbeitsmarkt erheblich. Insbesondere die Unsicherheit über die notwendigen Dokumente
 zur Beschaffung eines Visums und die Dauer des Visa-Verfahrens an deutschen
 Auslandsvertretungen hemmt die Einstellung internationaler Arbeitskräfte. Wir fordern
 daher:

  •  ein einheitliches Fast-Track-Verfahren für priorisierte Visa-Vergaben an den
     deutschen Auslandsvertretungen einzuführen, das sich am aktuellen
     Fachkräftebedarf des Arbeitsmarkts orientiert und damit vorhersehbar für Tech-
     Fachkräfte und Unternehmensgründer in Frage kommt;
  •  die digitale Infrastruktur sowohl an unseren Auslandsvertretungen als auch im
     Auswärtigen Amt auszubauen und eine Strategie zur Digitalisierung der Verwaltung
     und der Visa-Vergabe an deutschen Vertretungen sowie im Auswärtigen Amt zu
     entwickeln, um den Austausch mit Unternehmen zu erleichtern und Arbeitsvorgänge
     zu beschleunigen;
  •  eine "Technologie-Willkommenskultur" zu pflegen, die Deutschland zu einem
     weltoffenen und fortschrittlichen Wirtschaftszentrum sowie
     internationalattraktiven Arbeitsplatz macht.

 3. Sm@rte Bildung

 a. Digitale Bildung

 Die Anstrengungen für die Einrichtung digitaler Lern- und Lehrangebote im Zuge der
 Corona- Pandemie darf nicht umsonst gewesen sein. Langfristig setzen wir uns für eine
 flächendeckende Digitalisierung der Schulen ein, die auch in Zukunft einen
 uneingeschränkten Wechsel zwischen analogem und digitalem Unterricht erlaubt.

 Im Rahmen des ersten Digitalpakts decken die Investitionen in die Infrastruktur nur
 einen kleinen Teil der laufenden Kosten für digitale Bildung ab. Insbesondere die
 Wartung erfordert einen hohen Personalaufwand und ist mit hohen Kosten verbunden. Die
 Schulen brauchen eine Regelfinanzierung für den Einsatz von IT-Administratoren. Die
 Technik vor Ort muss darüber hinaus auch gegen Einbrüche und Elementarschäden
 geschützt werden.

 Digitale Kompetenzen sind bisher nur am Rande Thema der Lehreraus-, -fort- und -
 weiterbildung. Die digitale Bildung muss daher in der Qualitätsoffensive
 Lehrerbildung stark ausgebaut werden.  Medienkonzepte an den Schulen liegen kaum vor
 und Schulen erhalten für ihre Ausgestaltung kaum Unterstützung. EdTech Coaches können
 hier als Experten für digitale Bildung schulübergreifend
 helfen und darüber hinaus Lehrkräfte im Umgang mit der Technik und der Auswahl
 geeigneter Lernmittel vor Ort unterstützen. Doch auch innovative Lehransätze müssen
 Einzug in den bayerischen
 Schulunterricht halten und in einem Rahmenlehrplan „Digitale Bildung“ festgeschrieben
 werden. So kann gewährleistet werden, dass digitale Kompetenzen altersgerecht
 vermittelt werden. Die technischen Möglichkeiten gehen längst weit über das
 Digitalisieren der Schulbücher hinaus. Insbesondere der Bereich der Künstlichen
 Intelligenz (KI) kann einen großen Beitrag zur Inhaltsvermittlung beitragen. So
 lassen sich Lehrveranstaltungen individuell auf jeden Lernenden abstimmen und die
 Lehrkräfte können sich besser fokussieren. Deutschland – und Bayern – braucht einen
 Digitalpakt 2.0 für die allgemein bildenden, beruflichen und sonderpädagogischen
 Schulen, der die neuen Möglichkeiten der Kooperation von Bund und Ländern im
 Bildungsbereich nutzt. Aber ohne Inhalte und den richtigen Umgang mit ihnen ist die
 Technik nutzlos. Nur weil in Technik investiert wird, bedeutet dies nicht, dass sie
 auch erfolgreich eingesetzt werden kann.

 Nun müssen die Schulen durch IT-Administratoren, eine zeitgemäße Ausbildung und
 Unterstützung von Lehrkräften, ausreichend Mittel zur Nutzung digitaler
 Lernplattformen und -mittel, klare rechtliche Vorgaben zum datenschutzkonformen
 Unterricht sowie Forschungsförderung in den Bereichen Learning Analytics und
 Educational Data Mining unterstützt werden.

 b. KI & Alphabetisierung in Bayern

 Rund eine Millionen Menschen in Bayern können nicht richtig lesen und schreiben. Dies
 bedeutet, dass man zwar einzelne Wörter, aber keine größeren zusammenhängenden Texte
 lesen oder verfassen kann.

 Die Bundesregierung hat für die Nationale Dekade für Alphabetisierung und
 Grundbildung 2016 bis 2026 („AlphaDekade“) rund 180 Millionen Euro veranschlagt und
 wurde darauf verpflichtet, alle drei Jahre über den Stand der AlphaDekade Auskunft zu
 geben. Der Ende Oktober 2019 erstmals  vorliegende Bericht zeigt allerdings sehr
 deutlich, dass die Bemühungen der Bundesregierung nicht ausreichen, um eine
 signifikante Senkung der gering literalisierten Menschen in Deutschland
 herbeizuführen. Leider nehmen Betroffene nur selten an einer Weiterbildungsmaßnahme
 (ca. 0,7%) teil.

 Das Stagnieren der Zahlen ist darauf zurückzuführen, dass die Bundesregierung und die
 bayerische Staatsregierung den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im
 Bildungsbereich nicht konsequent einsetzt und somit einen Großteil an Potenzial
 ungenutzt lässt. Künstliche Intelligenz ist im Alltag in Deutschland bereits auf
 vielfache Weise angekommen. Alexa, Siri und das autonome Fahren sind nur wenige
 Beispiele dafür, wie sehr wir heute auf künstliche Intelligenz angewiesen sind. Im
 Bildungsbereich hingegen, wird nur zögerlich auf KI zurückgegriffen. Doch gerade im
 Bereich des Lesen- und Schreibenlernens bieten sich durch neue KI-Techniken viele
 Möglichkeiten. Zum einen kann der Einsatz von KI dabei helfen, bereits vorhandene
 Schreib- oder Leseschwächen zu vermindern. Andererseits kann durch den verstärkten
 Einsatz von KI im Bereich der Grundbildung einer geringen Literalisierung bereits
 sehr früh entgegengewirkt werden.

 4. Sm@rter Rechtsstaat

 Im Bereich der Innen- und Rechtspolitik bietet die Digitalisierung im Bereich des
 eGovernment und des eJustice Perspektiven. Im Bereich der eJustice werden sowohl
 Dienstleistungen der Justiz als auch Rechtsdienstleistungen teil- und
 vollautomatisiert und -digitalisiert werden. Der „digitale Gerichtssaal“ befindet
 sich auch in Bayern bereits in der Erprobung. Schriftsätze werden künftig digital
 zwischen Anwaltschaft und Justiz ausgetauscht werden. Eine der technischen
 Herausforderungen besteht darin, dass im Hinblick auf gerichtliche und gesetzliche
 Fristen eine hundertprozentige und lückenlose Verfügbarkeit für sämtliche
 angeschlossenen Teilnehmer, also sämtliche Justizbehörden (Gerichte
 und Staatsanwaltschaften) und sämtliche bei den Rechtsanwaltskammern zugelassenen
 Rechtsanwälte zu gewährleisten ist. Auch die Gerichtssäle müssen digitalisiert
 werden. Aber auch manche Rechtsdienstleistungen werden künftig teil- oder
 vollautomatisiert ablaufen („Legal Tech“).

 Im Bereich der Innenpolitik lassen sich zahlreiche Verwaltungsvorgänge automatisieren
 und digitalisieren. Die digitale Kommunalverwaltung wird viele Abläufe vereinfachen.
 Damit ist nicht nur die Möglichkeit gemeint, technisch Dokumente online
 bereitzustellen, Anträge online einzureichen, Bescheide online zu erteilen oder für
 öffentliche Wahlen und Abstimmungen eine digitale Wahl oder Abstimmung alternativ
 anzubieten. Auch zahlreiche behördliche Entscheidungsprozesse lassen sich
 algorithmisch lösen. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass die Demographie
 künftig nicht nur zu einem Fach- und Arbeitskräftemangel in der Wirtschaft, sondern
 auch zu einem Beamtenmangel in
 der öffentlichen Verwaltung nach sich ziehen wird, wäre mit längeren
 Bearbeitungszeiten in der Verwaltung zu rechnen, wenn nicht die Möglichkeiten der
 Digitalisierung noch weiter als nur zur Abkürzung von Übermittlungswegen eingesetzt
 werden. Unter demokratietheoretischen Gesichtspunkten ist allerdings kritisch zu
 diskutieren, welche Auswirkungen die Digitalisierung von
 Entscheidungen auf das Demokratieprinzip haben kann, wenn eine von einem
 Softwareunternehmen programmierte und gewartete Anwendung, statt eine von den
 Bürgerinnen und Bürgern gewählte politische Vertretung der Bürgerschaft und eine
 politisch gelenkte Verwaltung Entscheidungen trifft.

 5. Sm@rte Frauenpolitik

 Die Digitalisierung ist weiblich, gerade für Frauen birgt sie große Chancen. Chancen
 für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die allerdings für Frauen genauso gilt
 wie für Männer. Wir wollen kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch: Mit einer
 familienfreundlichen Vollzeit und Modellen wie jobsharing (und topsharing) geben wir
 Müttern und Vätern die Möglichkeit, sich beruflich zu verwirklichen, Karriere zu
 machen und gleichzeitig ihren Familienaufgaben nachzukommen. Für Frauen ist dies auch
 im Hinblick auf die Altersvorsorge wichtig, da Altersarmut aktuell vornehmlich Frauen
 trifft. Wir Freie Demokraten wollen mehr Flexibilität durch mobiles Arbeiten,
 Langzeitkonten und mehr Zeitsouveränität durch eine Anpassung und Flexibilisierung
 des
 Arbeitszeitgesetzes.

 Die Digitalisierung bringt auch eine starke Gründerszene mit sich. Leider ist der
 Frauenanteil bei den Gründungen digitaler Startups sehr gering (ca. 15 Prozent in
 Deutschland). Deshalb müssen wir schon früh vermitteln, dass auch Mädchen IT-
 Spezialistinnen, Programmiererinnen und andere MINT-Professionals werden können. Das
 beginnt mit dem frühen Aufbrechen traditioneller Rollenbilder
 sowie der Vermittlung und Förderung von MINT-Kompetenzen im Kita- und schulischen
 Bereich, bis hin zur Aufklärung bei der Berufswahl. Außerdem wollen wir Freie
 Demokraten Gründerinnen beim Zugang zu und der Einwerbung von Wagniskapital
 unterstützen und einen Venture Capital Fonds in Form einer öffentlich-privaten
 Partnerschaft einrichten.

 Gleichzeitig bringt die Digitalisierung auch Herausforderungen und Probleme mit sich,
 die Frauen im Besonderen betreffen. Mit der Änderung des Strafrechts wurde das sog.
 Upskirting, das heimliche Unter-den-Rock-Fotografieren verboten. Ein weiteres
 Handlungsfeld zeigen uns Studien des IZI und der MaLisa-Stiftung zur Darstellung von
 Mädchen und Frauen im TV, in Musikvideos und den sozialen Medien auf. Sie zeichnen
 ein aus liberaler Sicht äußerst problematisches, sexualisiertes (Rollen-)bild. Hier
 ist Medienkompetenz gefragt, die Kindern und Jugendlichen schon früh vermittelt
 werden sollte.

 Der zweite Aspekt bezieht sich auf das Phänomen digitaler Gewalt. Spysoftware auf dem
 Handy ist heutzutage oft Bestandteil von häuslicher und Partnerschaftsgewalt. Hier
 brauchen wir mehr Aufklärung und Möglichkeiten, rechtlich dagegen vorzugehen.
 Außerdem braucht es mehr Kompetenz in den Frauenberatungsstellen und bei der Polizei,
 um betroffene Frauen schnell und effektiv unterstützen zu können.

 6. Sm@rte Finanzpolitik

 Für uns Freie Demokraten ist Steuergerechtigkeit ein wichtiges Thema.
 Steuergerechtigkeit bedeutet für uns, dass es eine faire Balance zwischen den
 Belastungen der Bürgerinnen und Bürger und den Einnahmen des Staates geben muss, dass
 aber auch jeder seinen Anteil an Steuer zahlen muss. Statt
 Handel, Verbraucher und Umwelt mit einer unsinnigen Bonpflicht zu überziehen, gibt es
 durch die Digitalisierung viele Möglichkeiten Steuerhinterziehung zu bekämpfen und
 die dadurch gewonnenen Mehreinnahmen für die Herstellung einer fairen Balance
 zwischen Bürger und Staat einzusetzen.

 Deshalb fordern wir gerade im Bereich der Umsatzsteuer eine Digitalisierung von
 Prozessen, um Koordination zwischen Finanzverwaltung und Unternehmen zu verbessern
 durch folgende Maßnahmen:

 a. Digitalisierung der Steuerfindung

 Bereits bei der Ermittlung der Umsatzsteuerschuld kann die Digitalisierung nicht nur
 Erleichterungen bei der Erfassung bringen, sondern z.B. durch digitale Erfassung und
 Beurteilung von Geschäftsvorfällen auch Sicherheit bei der Steuerfindung bringen.

 b. Digitalisierung der Validierung

 Durch die Digitalisierung ist auch die Überprüfung der Richtigkeit der
 umsatzsteuerrechtlichen Beurteilung durch Automatisierung möglich. Die Kontrolle,
 dass alle umsatzsteuerlichen Geschäftsvorfälle vollständig erfasst sind und ein
 automatisierter Risikohinweis, die bei Anomalien die manuelle Kontrolle auslösen.

 c. Visualisierung von umsatzsteuerrechtlichen Prozessen und Sachverhalten

 Durch die Digitalisierung soll die Vereinfachung der Complianceprozesse etabliert
 werden.

 d. Digitalisierung des Reporting

 Durch die Digitalisierung der Belege von Einzeltransaktionen (regelmäßige
 Übermittlung durch die Unternehmen und zeitnahe Kontrolle durch die
 Finanzverwaltung), können wir eine Vereinfachung der Verarbeitung der
 Umsatzsteuervoranmeldungen und deren Verarbeitung erreichen.

 Ein großes Standorthindernis für den Wirtschaftsstandort Bayern ist die lange Dauer
 von Betriebsprüfungen und die oftmals späte Durchführung der Prüfungen. Dies führt zu
 einer langen Rechtsunsicherheit der Unternehmen, die im internationalen Standort
 Wettbewerb schädlich ist. Eine Zeitnahe Betriebsprüfung kann nur durch die Einsetzung
 von Digitalisierung erreicht werden. Deshalb fordern wir eine:

  •  Einheitliche IT-Lösungen bei der Durchführung von Außenprüfungen;
  •  Kommunikation zwischen Außenprüfern und zuständigen Unternehmensmitarbeitern
     digitalisieren (z.B. Plattform für Datenaustausch einrichten).

 7. Sm@rte Landwirtschaft

 Auch die Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahren zunehmend digitalisiert. Vom
 Precision Farming und GPS-Anwendungen bis hin zu Melkrobotern oder Sensortechnik, die
 das Wohlbefinden der Tiere misst: viele Prozesse sind heute schon komplett
 automatisiert. Dadurch lassen sich Verfahren deutlich
 vereinfachen und bieten einen wertvollen Mehrnutzen: Einsparungen bei Betriebsmitteln
 wie Dünger oder Arznei, eine erhöhte Tiergesundheit, ein gezielteres Ausbringen von
 Pflanzenschutz- und Düngemitteln oder auch eine transparentere Produktion von
 Lebensmitteln.

 Diesen technologischen Fortschritt wollen wir uns verstärkt auch in Bayern zunutze
 machen und zudem eine Vorreiterrolle bei digitalen Innovationen einnehmen. Daher
 müssen Schnittstellen standardisiert werden, um problemlose Datenübertragungen zu
 ermöglichen. Ebenso muss das löchrige Mobilfunk- und Breitbandnetz zu einem stabilen
 und hochleistungsfähigen Netz ausgebaut
 werden. Bei dem hohen Grad der Vernetzung zwischen den Landwirten, Herstellern und
 Systemanbietern hat die Datensicherheit höchste Priorität. Durch die Vereinfachungen
 und Verbesserungen der Arbeitsweise im digitalen Zeitalter müssen nun auch
 bürokratische und einengende Vorschriften abgeschafft werden.

 Smart Farming oder Präzisionsackerbau (engl. Precision Farming): durch digitale
 Verfahren kann eine zielgerichtete und ortsdifferenzierte Bewirtschaftung
 landwirtschaftlicher Flächen optimal und ressourcenfreundlicher gestaltet werden.
 Beispielsweise kann so Düngung idealer angepasst werden und Sekundäreffekte wie
 schädliche Eintragsmengen an Düngemittel ins Grundwasser vermeiden.
 Anstatt von Verordnungsrichtlinien werden Anreize geschaffen aufgrund von direkt
 überlieferter Informationen, die es ermöglichen direkt einzugreifen und Kosten zu
 sparen. Im Jahr 2017 ging man von einer Gesamtmenge von eingesetzten Düngemitteln von
 etwa 2,5 Millionen Tonnen aus.

 8. Sm@rte Medienpolitik

 Wir wollen den Medienstandort Bayern stärken, um die Wirtschaftskraft, das Know-How
 und die Arbeitsplätze auch für zukünftige Generationen von Arbeitgebern,
 Arbeitnehmern und Mediennutzern zu sichern. Dies kann nur gelingen, wenn die
 Digitalisierung durch konsequenten Breitbandausbau
 vorangetrieben wird. Gleichwohl müssen die Kreativen von Beginn an die Freiräume
 bekommen, um Ihre kreativen Ideen weiterentwickeln zu können. Dies gelingt durch
 konsequente Entwicklung und Einsatz neuer Technologien im Medienbereich. Um alle
 Menschen zu erreichen, brauchen wir
 einen niedrigschwelligen Zugang nicht nur zu klassischen Medien, sondern auch zu
 neuen Medien. Hierfür ist es notwendig das Regelungsregime von klassischen und neuen
 Medien anzugleichen, um ein "Level-Playing-Field" im Mediensektor zu erreichen. Das
 stärkt und entwickelt den Medienstandort Bayern weiter. Neue Triebfeder für
 wirtschaftliche Erfolg in Bayern kann auch aus der Games-Industrie kommen, deren
 digitale Innovationen längst nicht mehr nur für Spiele Verwendung finden, sondern in
 allen Bereichen der Gesellschaft und der Wirtschaft. Wir wollen die richtigen
 Menschen am richtigen Ort zusammenzubringen, um Ideen und Umsetzungspotenziale
 auszuschöpfen. Hierfür braucht es eine Bündelung von Branchenkompetenzen in
 regionalen Wissens- und Kreativclustern sowie einer Förderung von gemeinschaftlichen
 kreativen Workspaces im Sinne eines "House of One". Um all diese
 Maßnahmen und die Digitalisierung an sich konsequent fortzuführen, ist die
 Medienkompetenz über alle Altersklassen hinweg zu fördern und zu stärken.

 9. Sm@rte Verteidigungspolitik

 a. Verteidigung Kommunikation

 Bayern mit seinen zahlreichen Spezialunternehmen muss bei diesem Transitionsprozess
 eine führende Rolle zukommen. Die Bundeswehr muss sich in einer immer rasanter
 entwickelnden Welt dringend auf die neue sicherheitspolitische Situation und auf neue
 Technologien einstellen, um weiterhin für die Bündnis- und Landesverteidigung gut
 aufgestellt zu sein. Digitale Kommunikation, der Einsatz modernster
 Verschlüsselungstechnologien und die Kompatibilität mit Kommunikationsgeräten unserer
 Partner wird nicht nur für die Aufstellung der multinationalen schnellen
 Eingreiftruppe (VJTF) benötigt. Um Zeit aufzuholen, fordern wir, der
 Kommunikationsfähigkeit höchste Priorität bei der Beschaffung einzuräumen. Projekte,
 wie das der mobilen taktischen Kommunikation (Motako) müssen zügig umgesetzt werden.
 Die Verschlüsselung der Kommunikation ist eine Schlüsseltechnologie.

 b. Space

 Für die Digitalgesellschaft ist der offene Zugang zum Weltall eine der
 Grundvoraussetzungen. Moderne Kommunikation kann ohne Satelliten in der Erdumlaufbahn
 nicht mehr existieren. Die internationalen Wettbewerber haben dies erkannt. Sowohl im
 zivilen wie auch militärischen Bereich wachsen die weltweiten Anstrengungen, den
 eigenen Zugang zum Weltall zu erhalten und auch militärisch zu verteidigen. Auch
 Deutschland muss neben seinem weiterhin wichtigen Engagement im ESA-Gefüge neue Wege
 beschreiten. Gerade im Bereich der Kleinstsatelliten droht Deutschland gegenüber dem
 internationalen Wettbewerb an Boden zu verlieren. Das Engagement im Bereich
 Kleinstsatelliten muss nachhaltig ausgebaut werden, so dass bayerische
 Spitzentechnologie eine
 Chance auf dem Weltmarkt bekommt. Kleinstraketen können Nutzlasten von bis 1000 kg
 problemlos über einen zu schaffenden deutschen „Weltraumbahnhof“ in die Umlaufbahn
 befördern. Gerade bayerische Unternehmen sind in diesem Segment führend. Wir Liberale
 fordern, mit der Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen und einer wirksamen
 Innovationsförderung dafür zu sorgen, dass dieser High-Tech-Markt in Deutschland
 erhalten bleibt und wachsen kann. Im Sinne einer dualen Strategie für den
 Weltraumzugang darf Deutschland nicht nur auf die Ariane-Rakete setzen, sondern muss
 auch die Entwicklung und den Abschuss von Kleinstraketen in und aus Deutschland
 vorantreiben.

 c. Cyberabwehr

 Die Grenzen zwischen Frieden und Krieg verwischen, hybride Angriffsformen, unter
 anderem durch Beeinflussung der Meinungsführerschaft in sozialen Netzwerken oder die
 Infiltration von Netzwerken nach erfolgreichen Phishing-Angriff, stellen die
 Sicherheitsarchitektur vor völlig neue Herausforderungen. Eine digitale Infrastruktur
 muss anders als eine Autobahn geschützt werden. Nicht nur Behörden, Unternehmen und
 Personen sind der Bedrohung durch Cyberangriffe ausgesetzt, auch Armeen und ihre
 Waffensysteme können das Ziel von Hackerangriffen werden und komplette
 Waffensysteme von außen übernommen werden. Über Krieg und Frieden entscheiden in
 Zukunft vor allem die Fähigkeiten im Bereich Cyperabwehr. Um ein adäquates
 Schutzniveau aufzubauen benötigt Deutschland eine effektive und vernetzte
 Cyberabwehr. Neben dem seit 2011 bestehenden Cyber-Abwehrzentrum hat die
 Bundesregierung mit der Errichtung der Agentur für Innovation in der Cybersicherheit
 einen weiteren aber noch kleinen Schritt getan, in diesem schnelllebigen Bereich auch
 im Bereich der Forschung und Innovation am Puls der Zeit zu sein. Dass das nicht
 genug ist, zeigt auch die Warnung des Bundesrechnungshofs, dass bisherige
 Anstrengungen nicht ausreichten bzw. wirkungslos seien. Wir fordern die Forschungs-
 und Innovationsanstrengungen endlich massiv zu verstärken, zu beschleunigen und dabei
 auch auf bayerisches Know-How aufzusetzen.

 10. Sm@rte Sportpolitik

 a. eSport in Bayern

 Eine Gesellschaft, die zunehmend von der Digitalisierung geprägt ist, entwickelt sich
 rasant weiter. Ähnlich, wie sich Geschäftsfelder digitalisieren und damit alte
 Geschäftsmodelle transformieren, gibt es auch im Sport neue, digitale Einflüsse, die
 vieles in Bewegung setzen. Deshalb soll Bayern zum Vorreiterstandort werden, um die
 neuen sportlichen Entwicklungen von eSport aktiv mitzugestalten. Wir fordern deshalb
 das EM-Finale 2021 in League of Legends nach München zu holen, um eine aktive eSport-
 Vereinskultur zu fördern.

 Des Weiteren setzen wir uns für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit von Vereinen
 ein, die sich mit der Förderung, dem Training und dem Umgang mit kompetitiven
 Videospielen beschäftigen. §52 Abs. 2 der Abgabenordnung (AO) ist entsprechend zu
 ergänzen. Auch soll es für diese Vereine möglich sein, bei Unterhalt einer
 Profiabteilung, diese nach § 123 Abs. 3 Umwandlungsgesetz in eine eigenständige
 Gesellschaft zu überführen um die Gemeinnützigkeit des übertragenden Vereins nicht zu
 gefährden.

 b. Bayerische Vereine digitalisieren

 Immer weniger junge Menschen engagieren sich in den 11.895 Sportvereinen in Bayern.
 Deshalb muss die Vereinsarbeit von immer weniger Menschen bewältigt werden. Die
 vielfältigen Aufgaben rund um Mitgliederverwaltung, Mitgliederkoordinierung und
 Dokumentationspflichten müssen deshalb unbürokratisch und digital zu erledigen sein.
 Damit die bayerischen Sportvereine langfristig überleben können, muss der Freistaat
 die Vereine dabei unterstützen.

 11. Sm@rter Klimaschutz

 Wir fordern eine intelligente Klimapolitik, die auf Fakten basiert, statt auf
 Verboten, Verzicht und Panik. Internationale Zusammenarbeit und Koordination,
 insbesondere innerhalb des Europäischen Emissionshandels und des Pariser Abkommens
 sind wichtige Pfeiler, um unsere CO2-Emissionen zu begrenzen und unseren Beitrag zur
 Begrenzung der Erderwärmung zu leisten. Dennoch gilt es auch lokal Anreize zu
 schaffen um Veränderungen besser wahrzunehmen, Extremwetterereignissen vorzubeugen
 und unterschiedliche Interessen auch zukünftig in Einklang zu bringen. Tourismus,
 Landwirtschaft, Umweltschutz und Wirtschaft müssen angepasst und informiert
 miteinander agieren, nicht gegeneinander ausgespielt werden.

 Wir brauchen daher insbesondere:

  •  Satelliten-gestützte Klimaüberwachung: Um eine bessere Verknüpfung sowie Zugang
     zu und Auswertung von Klimadaten zu fördern, bedarf es ausgebildeter Fachkräfte
     und innovativer Forschungsansätze. Wir wollen Bayerns Potential als
     Innovationshub fördern und besser ausschöpfen. Der Informationsbedarf und die
     Aufarbeitung von genauen Daten klimatologischer Entwicklungen sind grundlegende
     Voraussetzungen für kluge und effektive Klimapolitik. Modelle zur Erderwärmung,
     Vorhersagen von klimatischen Veränderungen bis hin zu Extremwetterereignissen
     können durch Satelliten-gestützte Informationssysteme besseres und effektiveres
     Handeln steuern. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) koordiniert und leitet das
     EUMETSAT Satellite Application Facility on Climate Monitoring (CM SAF).
  •  Digitales Mapping von Biomasse: Wir fordern einen besseren Einbezug und
     Kompensation von CO2-Senken wie Wälder und Moore als Beitrag zum Klimaschutz.
     Die Erfassung von Biomasse kann den Wert solcher Senken besser einbeziehen und
     deren Entwicklung besser erfassen. Die quantitative Erfassung und Veränderungen
     von Biomasse ist wichtig, um Einsparpotentiale von CO2 und die Fortschritte bei
     der weltweiten CO2-Minderung voranzutreiben und zu erfassen. Analysen von
     Biomasse, besonders in Bezug auf Wälder, kann Veränderungen und den menschlichen
     Einfluss auf natürliche CO2-Senken bestimmen. Dronen, Satelliten und die
     Vernetzung von Systemen könnten hier einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz
     beitragen.
  •  Verknüpfung und Digitale Integration von Messstellen: Um eine bessere Vernetzung
     von Messstellen in Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Wetterstationen zu
     ermöglichen müssen Schnittstellen vereinheitlicht werden um Informationen
     sektorenübegreifend und schnell teilen zu können. Diese Maßnahmen können einen
     wichtigen Beitrag gegen Bodendegradation und die Verschlechterung der Böden
     allgemein darstellen. Die Erfassung von Daten zur Wasserqualität,
     Nährstoffeinträge, Düngeausbringungen aber auch Wetterstationen ermöglichen
     einen kosten- und umweltschonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen.

 12. Sm@rte Baupolitik

 Die Digitalisierung transformiert unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft. Sie hat
 neue Branchen entstehen, manche sogar verschwinden lassen und bei den meisten für
 radikale Veränderungen gesorgt. Auch die Bau- und Wohnungswirtschaft befindet sich im
 Wandel. Ob SmartHome, SmartCity oder BigData – in der Bau- und Wohnungswirtschaft
 vollzieht sich die digitale Transformation jedoch nur zögerlich. Wir brauchen deshalb
 dringend ein Update für den Wohnungsbau, für die Planung, für die Bewirtschaftung,
 für Behörden und Ämter. Die Wohnungsbranche muss effizienter werden, damit Wohnen
 wieder bezahlbar wird. Gerade für Bayern bietet sich da ein großes Potential, um
 Bauen und Wohnen in den Städten aber auch vor allem im ländlichen Raum zu fördern.

 a. Digitale Ämter

 Die Baubehörden sind aus der Zeit gefallen. Anträge, die in Papierform abgegeben oder
 nach digitalem Versand ausgedruckt werden, müssen der Vergangenheit angehören. Die
 Finanzämter haben die digitale Transformation bereits vollzogen – jetzt müssen die
 Bauämter nachziehen. Wir fordern:

  •  Die schnellstmögliche bundesweite Einführung und konsequente Nutzung der
     digitalen Bauakte.
  •  Das Genehmigungsverfahren muss – wie bei der Steuererklärung – vollständig
     automatisiert und nur bei Auffälligkeiten von realen Personen überprüft werden.
  •  Die Baubehörden müssen zu unbürokratischen One-Stop-Shops für Bauwillige
     umgewidmet werden.
  •  Die Möglichkeiten von eGovernment und ePartizipation zu nutzen und die
     Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Flächenplanung nur noch online zu
     ermöglichen.

 b. Digitalisierung der Bauwirtschaft

 In Deutschland fehlen 1,5 Millionen Wohnungen, aber der Neubau kommt der Nachfrage
 nicht hinterher. Bauunternehmen stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen und müssen Aufträge
 ablehnen. Digitales Bauen und Planen in Form des Building Information Modelings (BIM)
 ist effizienter, günstiger und transparenter. Die Chancen von BIM müssen stärker
 genutzt werden. Vor allem kleine Unternehmen müssen unterstützt und BIM-Know-How in
 allen Ausbildungsstufen vermittelt werden. Wir fordern:

  •  Mithilfe des Stufenplans Digitales Planen und Bauen ab 2022 wird bei neu zu
     planenden Hochbauten des Bundes und des Freistaates Bayern die Anwendung von BIM
     verpflichtend.
  •  Das Kompetenzzentrum des Bundes entwickelt mit allen Beteiligten einen
     einheitlichen, verbindlichen und offenen Standard für den Datenaustausch.
  •  In allen baurelevanten Ausbildungsarten (Lehre, Meister, Studium) muss BIM-Know-
     How vermittelt werden.
  •  Bei der Einführung des Building Information Modeling müssen kleine Betriebe im
     Rahmen einer KMU-Förderung unterstützt werden.

 c. SmartHome für den Klimaschutz

 Für einen wirksamen Klimaschutz brauchen wir massive CO2-Einsparungen im
 Gebäudesektor. Mit intelligenten Mess- und Steuerungsgeräten können enorme
 Energieeinsparungen erzielt werden. Mit wenig Aufwand wird ein großer Effekt erzielt.
 SmartHome ist nicht nur bequem, sondern schützt auch das Klima. Wir fordern:

  •  KfW-Programme bzw. Programme des Freistaates zur Förderung von nachweislich
     energiesparender Mess- und Steuerungstechnik von Wärme, Strom und Luft werden
     eingerichtet.
  •  Der Zuschussempfänger hat die Nachweispflicht, dass eine tatsächliche
     Energieeinsparung stattgefunden hat und finanzielle Ersparnis nicht zu höherem
     Energieverbrauch geführt hat (Anti-Rebound-Effekt).
  •  Die Anschaffungskosten intelligenter Mess- und Steuerungstechnik dürfen nur zu
     maximal einem Drittel auf Mieter umgelegt werden.

 d. Grundbuch durch Blockchain ersetzen

 Die Digitalisierung macht Nutzer anspruchsvoll, gefordert sind smarte und sichere
 Konzepte. Während die Bundesebene zentraler Taktgeber sein sollte, finden viele
 Verwaltungsvorgänge dezentral auf kommunaler Ebene statt. Diese Struktur wollen wir
 nutzen, um in der Verwaltung teilweise Blockchaintechnik einzuführen. Als erste
 Pilotprojekte bieten sich standardisierte Vorgänge in Registern wie etwa beim
 Grundbuch an. Das spart den Bürgern Kosten beim Eigentumserwerb, ist ebenso sicher
 wie herkömmliche Verfahren und entschlackt Verwaltung und Bürokratie. Auch eine
 Nutzung der blockchainbasierten Grundbuchdaten bspw. zur Erhebung der Grundsteuer
 wäre mittelfristig denkbar.

 e. Nachverdichtungspotentiale durch neue Technologien erschließen

 Wir müssen mehr bauen, aber den Flächenverbrauch minimieren. Viel Bauland schlummert
 auch auf den Dachböden und Flachdächern unserer Städte. Die Lücken und Flächen müssen
 gefunden, die Eigentümer informiert werden und Anreize zur Bebauung geschaffen
 werden. Die Digitalisierung und neue Technologien können hier zum Einsatz können. Wir
 fordern:

  •  Den Einsatz von Drohnen in den Innenstädten, um Baulücken, Brach- und
     Dachflächen zu identifizieren.
  •  Die digitale Kartierung der Flächen, einen automatisierten Abgleich mit dem
     Blockchain-Grundbuch, die automatisierte Kontaktaufnahme mit dem Eigentümer
     unter Darstellung der baulichen Möglichkeit und Informationen zur Förderung
     beispielsweise durch die bestehenden KfW-Programme bzw. Landesprogramme.

 13. Sm@rte Gesundheitspolitik

 Die Erschließung von Gesundheitsdaten für die medizinische Forschung ist ein
 wesentlicher Baustein für die Innovationsfähigkeit unseres Landes und im Interesse
 jedes Einzelnen am Zugang zu medizinischen Innovationen "made in bavaria". Denn die
 datengetriebene Forschung ermöglicht die Entwicklung individueller Therapien und
 weltmarktfähiger Innovationen. Auf Basis großer, qualitätsgesichtsgesicherter
 Datensätze können Systeme Künstlicher Intelligenz (KI) ihren Beitrag dazu leisten,
 potentiell lebensgefährliche Prozesse, wie die Entwicklung bösartiger Tumore oder
 eines Diabetes, in der Breite wesentlich frühzeitiger als bisher zu erkennen und
 damit schneller zu  therapieren. Auch die Versorgungsforschung mit BIG DATA kann
 einen enormen Beitrag zur Erhöhung
 der Patientensicherheit und zum bestmöglichen Einsatz begrenzter Ressourcen leisten.

 Wir Freien Demokraten Bayerns wollen die Potentiale der Digitalisierung im
 Gesundheitswesen und der Forschung zum Nutzen der Patientinnen und Patienten in
 vollem Umfang heben. Wir setzen uns daher für Rahmenbedingungen ein, die die
 Digitalisierung des Gesundheitswesens und die BIG-DATA-Forschung in Bayern
 verbessern. Neben dem Zugang zu Routinedaten der Krankenversorgung auch für die
 industrielle Gesundheitswirtschaft zum Zwecke der Forschung ist die zeitnahe
 Einführung einer forschungskompatiblen elektronischen Patientenakte ein wesentliches
 Instrument. Wir setzen uns  zudem für die Harmonisierung des Datenschutzrechtes und
 dessen Anwendung durch die zuständigen Behörden und Gerichte ein, um für die
 medizinische Forschung in Bayern Rechts- und
 Handlungssicherheit zu schaffen und bürokratische Hürden abzubauen. 

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