Bildungsföderalismus erhalten, Kooperationsverbot beseitigen, Standards schaffen
62. Ordentlicher Landesparteitag
09./10.04.2011 in Amberg
Beschluss zum Antrag 64
Bildungsföderalismus erhalten, Kooperationsverbot beseitigen, Standards schaffen
Bildungspolitik ist in Deutschland in der Verantwortung der Bundesländer. Dieser
Bildungsföderalismus befördert den Wettbewerb der Länder untereinander und das soll
nach Ansicht der FDP Landtagsfraktion zukünftig weiterhin so bestehen bleiben. Wir
Liberale legen aber auch Wert darauf, dass bundesweit die bestmöglichen Grundlagen für
Bildung geschaffen werden müssen. Dies ist die gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern
und Kommunen als Bildungspartner.
Im Rahmen der Föderalismusreform I wurde 2006 das so genannte „Kooperationsverbot“
im Grundgesetz verankert. Insbesondere für das Finanzwesen legt das Grundgesetz
seitdem fest, dass Finanzhilfen des Bundes für bedeutsame Investitionen der Länder und
Kommunen ausgeschlossen sind, wenn für diese Bereiche allein die Länder die
Gesetzgebungskompetenz besitzen. Mit der Föderalismusreform II wurden 2009 zwar
sehr enge Ausnahmen zugelassen, aber faktisch sind gemeinsame Bildungsprogramme
von Bund und Ländern nicht möglich.
Die FDP-Landtagsfraktion setzt sich dafür ein, eine Streichung des
„Kooperationsverbotes“ aus dem Grundgesetz voranzutreiben. Denn das Verbot schadet
dem Bildungsstandort Deutschland und behindert somit auch den Bildungsföderalismus in
der Bundesrepublik. Länder und Kommunen sind mit der Finanzierung von
Zukunftsausgaben in der Bildung vor große Herausforderungen gestellt. Gleichzeitig gilt es
aber zukünftig für den Bund sowie alle Länder, die 2009 im Grundgesetz verankerte, so
genannte „Schuldenbremse“ einzuhalten. Im Zusammenhang mit den Bildungsausgaben
der Länder könnten notwendige Investitionen in Bildung erschwert und eingeschränkt
werden.
Ein vom Bund initiiertes Förderprogramm wie „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB)
ermöglicht beispielsweise die Unterstützung eines bedarfsgerechten Auf- und Ausbaus
von Ganztagsschulen deutschlandweit. Von 2003 bis 2009 wurden mit Mitteln aus dem
Programm über 7000 Schulen gefördert. Das Investitionsprogramm gehört damit zu den
größten Initiativen von Bund und Ländern im Bildungsbereich und wäre nach geltender
Gesetzeslage nicht mehr durchzuführen.
Die FDP-Landtagsfraktion hält ein weiteres Bund-Länder-Programm zum Ausbau von
Ganztagsschulen und zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention für
erforderlich. Das „Kooperationsverbot“ verhindert dazu eine gemeinsame Initiative von
Bund und Ländern. Damit Deutschland insgesamt wettbewerbsfähig bleibt und gut
ausgebildete Menschen hervorbringt, brauchen wir jeden Euro, der in Bildung fließt.
Wir Liberale wollen, dass zudem in Deutschland und Europa alles dafür getan werden
muss, dass Menschen mobil sein können. Mit der Umsetzung des Deutschen
Qualifikationsrahmens und des Europäischen Qualifikationsrahmens werden hierzu
wichtige Voraussetzungen geschaffen. Dennoch gibt es noch Verbesserungsbedarf
insbesondere im deutschen Schulsystem. Die FDP Landtagsfraktion ist davon überzeugt,
dass wir es nicht länger hinnehmen können, dass ein Schulwechsel eines Kindes, der
Wechsel einer Lehrkraft in ein anderes Bundesland oder die Aufnahme eines Studiums mit
schwierigen und bürokratischen Hürden verbunden ist.
Wir Liberale setzen uns dafür ein, dass es gemeinsame Bildungsstandards für alle
Bundesländer gibt, die auch umgesetzt und beachtet werden. Mit den Bildungsstandards
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62. Ordentlicher Landesparteitag
09./10.04.2011 in Amberg
Beschluss zum Antrag 64
für die Kernfächer Deutsch und Mathematik ist ein Anfang gemacht. Wir wollen nicht, dass
Lehrpläne vereinheitlicht werden, sondern dass Abschlüsse oder Standards, die in einer
Jahrgangsstufe erreicht werden sollen, vergleichbar sind. In diesem Zusammenhang
regen wir auch an, dass die Bezeichnung der Abschlüsse vereinheitlicht wird. Zukünftige
Arbeitgeber müssen wissen, was sie von einem jungen Menschen an Fähigkeiten und
Fertigkeiten mit einem bestimmten Abschluss erwarten können.
Hinsichtlich des Abiturs brauchen wir ebenfalls Bildungsstandards, die für alle Länder
gelten. Wir wollen hierbei keine Nivellierung nach unten, sondern die Anforderungen, die
bei einem süddeutschen Abitur gelten, sollten die Richtschnur für die Standards bilden.
Der Anfang ist bereits gemacht: Die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, SachsenAnhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben sich auf einen gemeinsamen
Aufgaben-Pool in Deutsch und Mathematik verständigt. Dieser Schritt kann wegweisend
für eine bundesweite Implementierung werden.
Die Voraussetzungen für bundesweite Bildungsstandards müssen unserer Ansicht nach
bereits bei der Lehrerbildung geschaffen werden. Damit Lehrerinnen und Lehrer
problemlos in jedem Bundesland arbeiten können, brauchen wir auch vergleichbare
Abschlüsse in der Lehrerbildung. Die FDP Landtagsfraktion regt an, dass im Rahmen der
Kultusministerkonferenz die Grundlagen für eine Struktur geschaffen werden, damit eine
bessere bundesweite Vergleichbarkeit des Lehramtsstudiums gegeben ist. In diesem
Zusammenhang ist das Einstimmigkeitsprinzip der KMK auf den Prüfstand zu stellen, um
handlungsfähig zu sein.
Mit den von der FDP-Landtagsfraktion vorgeschlagenen Maßnahmen und
Weiterentwicklungen kann Deutschland tatsächlich zur Bildungsrepublik werden und den
Menschen die notwendige Mobilität ermöglichen.